Was sind saubere Löschanlagen?

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Saubere Löschanlagen, auch Clean-Agent-Löschanlagen genannt, könnte man als Alternative zu konventionellen Wasserlöschanlagen bezeichnen, die meist dann verwendet werden, wenn besondere Anlagen oder Räumlichkeiten geschützt werden sollen, deren Widerbeschaffung unmöglich oder zu teuer wäre. Auch bei Anlagen oder Equipment, die bei Zerstörung oder Beschädigung zu Produktionsausfällen führen würden, werden oftmals saubere Löschanlagen eingesetzt.

 

Woher kommt der Name Clean-Agent?

Clean-Agent-Löschanlagen, zu Deutsch Löschanlagen mit sauberem Löschmittel, haben ihren Namen deshalb, weil sie nach einer Auslösung keine Spuren hinterlassen. In den meisten Fällen bestehen sie aus Austrittsdüsen, welche über Rohrleitungssysteme an entsprechende unter Druck stehende Tanks angeschlossen sind. Sie können elektrisch, z.B. durch Rauchmelder, oder mechanisch, z.B. durch schmelzende Verbindungen aktiviert werden. Clean Agent Systeme basieren entweder auf Inertgasen oder komprimierten Flüssigkeiten auf Fluorbasis. Übliche Clean-Agents sind Mischungen aus: Stickstoff, Kohlendioxid, Argon, HFC-Moleküle oder fluorierte Ketone. Alle dieser Verbindungen sind elektrisch nichtleitend und zerstören keine Ausrüstung oder Eigentum. Die Reinigung beschränkt sich in der Regel auf Staub und Ablagerungen, die während der ziemlich heftigen Entladung aufgewirbelt werden.

Clean-Agent-Systeme verfügen in der Regel über Alarmsicherheitsfunktionen um sicherzustellen, dass sich keine Menschen mehr im Löschbereich aufhalten.

 

Wie funktionieren Clean-Agent-Löschanlagen?

Clean-Agent-Löschanlagen sind sehr effektiv bei der Unterdrückung und oft auch Löschung von Bränden. Sie wirken durch eine der drei Vorgehensweisen:

  1. Reduktion von Sauerstoff
  2. Entziehen von Hitze
  3. Unterbrechen der chemischen Verbrennungsreaktion

Im Falle von Inertgasen (Kombinationen von N², CO² und Ar) wird der Sauerstoffgehalt im Raum soweit herabgesetzt, dass keine Verbrennung mehr stattfinden kann. Feuer kann nicht mehr brennen, wenn der Sauerstoffgehalt unter 13 Volumenprozent fällt. Das liegt daran, dass die durch die Oxidation freigesetzte Wärme nicht mehr ausreicht, um das brennbare Material auf eine Temperatur über seinem Brennpunkt zu erhitzen.

 

Löschanlagen mit Löschmitteln auf Fluorbasis unterdrücken Feuer hauptsächlich durch die Reduzierung von Hitze. Die Verbindungen sind in der Lage erhebliche Mengen Wärmeenergie an der Brandquelle zu absorbieren, wodurch die Fähigkeit des Feuers begrenz wird, sich selbst zu erhalten. Löschmittel auf Fluorbasis haben einen sehr geringen Einfluss auf den Sauerstoff im geschützten Raum, da schon vergleichsweise geringe Mengen Löschmittel reichen um wirksam zu sein.

Löschmittel wie Halon waren aufgrund ihrer Fähigkeit, die chemische Kettenreaktion des Feuers zu unterbrechen sehr wirksam und dementsprechend beliebt. Das Bromatom innerhalb der „Halon-Verbindungsfamilie“ ist darin besonders gut. Leider ist Brom aber ein stark ozonabbauendes Element, weshalb die Verwendung von Halon Löschanlagen streng, auf besonders kritische Systeme (üblicherweise in Luft- und Raumfahrt), beschränkt wurde.

Sind saubere Löschanlagen ungefährlich für Menschen?

Alle Löschmittel von sauberen Löschanlagen werden in Druckbehältern aufbewahrt und können durch unsachgemäße Verwendung zu Gefahren führen. Löschanlagen, die Inertgase als Löschmittel verwenden, sind aufgrund ihrer Wirkweise, den Sauerstoffgehalt im Raum drastisch zu reduzieren, gefährlich für Menschen.

Auch Löschanlagen, die Kohlendioxid verwenden sind für Menschen hoch gefährlich, da Kohlendioxid im menschlichen Körper eine spezifische Atemreaktion hervorruft, die als solche sogar tödlicher sein kann als die Sauerstoffreduzierung.

 

 

Alternativen für Clean-Agent-Löschanlagen

Als Alternative zu Clean Agent Löschanlagen können spezielle automatische Sprinkleranlagen installiert werden, die sowohl mit elektronischen Rauchmeldern als auch den Sprinklerköpfen ausgestattet sind. Als zusätzlicher Schutz vor falscher Auslösung müssen sowohl das elektronische System als auch der Sprinklerkopf aktiviert worden sein. Erst dann wird Wasser in die normalerweise trockenen Rohrleitungen gepumpt. Eine versehentliche Auslösung eines Sprinklerkopfes würde also keine Schäden an empfindlichem Equipment verursachen. Nachteil solcher Anlagen ist der immense Errichtungs- und Wartungsaufwand und die damit verbundenen überdurchschnittlich hohen Kosten.

Aerosol-Löschanlagen

Eine weitere Alternative zu Clean Agent Löschanlagen sind Aerosol Löschanlagen. Sie können elektrisch, thermisch oder manuell ausgelöst werden und fluten den Raum bei Auslösung mit einem Kaliumaerosol. Dieses unterbricht, ähnlich wie Halon Systeme, die chemische Kettenreaktion des Feuers und sind dabei bis zu 5-mal effektiver als Halon und mehr als 10-mal so effektiv wie die effektivsten Gase.

Auch die Reinigung beschränkt sich auf ähnlichen Aufwand wie bei Clean Agent Systemen, sie werden aber nicht als solche bezeichnet, da die Grundprinzipien des Löschmittels andere sind. Durch den minimalen Errichtungs- und Wartungsaufwand bieten Aerosol Löschanlagen hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bei maximaler Löschwirkung. Sie werden in Fachkreisen als die nächste Generation von Spezial-Löschanlagen gehandelt.